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Ion Tanasescu, “Brentano und Zeller. Ihre Auffassungen von der Geschichte der Philosophie und dem aristotelischen Νοῦς Ποιητικός”, in: Mauro Antonelli and Thomas Binder (eds.), Franz Brentano, Aristoteles Lehre vom Ursprung des menschlichen Geistes, De Gruyter, 2023.

Die Debatte Brentano-Zeller hat eine lange Geschichte: Sie beginnt mit Brentanos zunächst neutralen (MBS, 76) und dann kritischen (PsA, 35f.) Äußerungen über Zeller in seinen frühen aristotelischen Schriften, nimmt an Fahrt auf mit Zellers Kritik an Brentanos Thesen über die Ableitung der ari-stotelischen Kategorien und den νοῦς ποιητικός in der dritten Auflage seiner Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung (fortan 3PhGE), setzt sich fort mit Brentanos Erwiderungen darauf und mit Zellers erneuten Repliken, und schlägt weitere Wellen in der unmittelbaren und entfernteren Rezeption von Brentanos aristotelischen Schriften und seiner Auseinanderset-zung mit Zeller. Unter diesen Umständen lassen sich zwei Rezeptionslinien unterscheiden: die der Aristoteles- und die der Brentano-Forschung. Was die Rezeption von Brentanos Schriften bei den Aristotelikern des 20. Jahrhunderts betrifft, lässt sich ganz allgemein erkennen, dass sie viel mehr als die Brentano-Forschung an der Art und Weise interessiert sind, in der Brentano die Theo-logie des Aristoteles interpretierte und ergänzte. Auch wenn keiner von ihnen Brentanos These über die schöpferische Tätigkeit des aristotelischen Gottes billigt (Ross 1914, 1923, 1924; Berti 2018; Barnes 2018), stimmen alle darin überein, dass Brentano einer der wichtigsten Aristoteles-Interpreten in seiner Zeit war, dessen Arbeiten weiter als Inspirationsquelle zum Verständnis des Denkens des Stagiriten dienen können (Ross 1914, 289f.; Berti 2018, 200f.; Barnes 2018, 103, 106f.). Brentanos Schrift über die Entstehung des Nous und seine Polemik mit Zeller wurde von nachfolgenden Aristoteles-Forschern schon früh rezipiert.

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