Christian Ferencz-Flatz, Gibt es perzeptive Phantasie? Als-ob-Bewusstsein, Widerstreit und Neutralití¤t in Husserls Aufzeichnungen zur Bildbetrachtung, in:
Husserl Studies, Volume 25 (2009), Number 3, 235-253
DOI: 10.1007/s10743-009-9062-x
Abstract
Unser Beitrag versucht eine systematische Auslegung des Begriffs der “perzeptiven Phantasie”, den Husserl in einigen Aufzeichnungen zum Bildbewusstsein anwendet. Dabei werden drei der wesentlichen Aspekte, die in der Husserl-Literatur das Thema Bild durchgehend bestimmen, einer gründlichen Analyse unterzogen: der Begriff des “Widerstreitbewusstseins”, die Idee der “Neutralití¤t” und die Scheidung zwischen Impression und Reproduktion. Jedes dieser Themen spielt eine wesentliche Rolle in der husserlschen Auslegung des Bildbewusstseins. Dabei sind aber alle diese Themen, wie wir zeigen wollen, letztlich von einem Einstellungsunterschied bestimmt, der im spí¤teren Nachlass Husserls zwischen Erfahrung und Phantasie besteht. Ausgehend von Husserls Unterscheidung zweier Bedeutungsrichtungen des Begriffs “Phantasie” – als “Reproduktion” einerseits und als “Modus des Vollzugs” andererseits – soll bewiesen werden, dass der Ausdruck “perzeptive Phantasie” keineswegs den Beitrag von reproduktiven Akten zur Konstitution der Bildlichkeit betrifft, sondern eben die Tatsache, dass der Bildbetrachtung eine eigentümliche Einstellung, jene des “Als-ob”, entspricht.